Ehrenamt im Ruhestand

Ehrenamt im Ruhestand

Dieter Frank geht in Rente, trotzdem möchte er nicht auf all die Menschen der NRD verzichten, die er in den vergangenen drei Jahrzehnten ins Herz geschlossen hat. Deshalb hat er sich entschieden, auch im Ruhestand für die NRD zu arbeiten, als ehrenamtlicher Mitarbeiter.

Nach fast 31 Jahren wird Dieter Frank im August die NRD verlassen und in den Ruhestand gehen. Doch KlientInnen und KollegInnen im Team 1 der Tagesstätte müssen nicht ganz auf den beliebten Mitarbeiter verzichten. Er wird in Zukunft einen Tag ehrenamtlich in seinem Team tätig sein: „Ich kann mich nicht von heute auf Morgen von all den Menschen losreißen“, sagt Dieter Frank, „sie sind mir ans Herz gewachsen und ich denke, ich kann als Freiwilliger noch einiges Schöne tun.“

Zu den schönen Dingen, die der gelernte Erzieher in den letzten 14 Jahren für das Team 1 getan hat, gehören viele Hilfsmittel, die die Arbeit für einzelne Klienten erst möglich machen oder erleichtern. Unterschiedliche Zählhilfen und vieles andere mehr hat Dieter Frank selbst konstruiert und an der kleinen Werkbank gebaut, die er bereits im Mai aufgeben musste, weil der Raum für andere Zwecke gebraucht wird. Die Mini-Werkstatt zieht um ins Team 5 der Tagesstätte, wo Ivo Radon, der ebenfalls handwerklich begabt ist, damit arbeiten wird.

Dank der Hilfsmittel können auch Menschen mit schwerer Beeinträchtigung Schrauben, Muttern und Einlegescheiben korrekt abzählen, in Beutel füllen und diese mit dem Schweißgerät verschließen. „Den Leuten macht die Arbeit Spaß und sie leisten viel. Wir schaffen bis zu 200 Beutel am Tag und liefern sie zur Weiterverarbeitung an die Mühltal- Werkstatt.“

Dieter Frank beendet mit 63 sein Berufsleben vorzeitig und geht mit entsprechenden Abzügen in Rente. „Jetzt geht es mir gesundheitlich noch gut und ich möchte Lebenszeit gewinnen für Dinge, die mir sehr wichtig sind“, erklärt er seine Entscheidung. Wichtig sind für ihn seine alte Mutter, der er einen ganzen Tag pro Woche widmet und die für einen Erzieher eher ungewöhnliche Leidenschaft des Predigens. Dieter Frank hat bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau eine Ausbildung zum Prädikanten gemacht und wird von verschiedenen Kirchengemeinden im Vorderen Odenwald zum Predigen gerufen, wenn eine Vertretung benötigt wird.

Für eine Predigt nimmt sich Dieter Frank viel Zeit, „30 bis 40 Stunden. Ich lese viel dafür, dann schreibe ich und feile an jedem Wort herum. Die Predigt soll nicht nur gut, sondern auch schön sein.“

Predigten heißt für Dieter Frank, Zeugnis von seinem Glauben abzulegen und Menschen zu ermutigen, auf Gott zu vertrauen. Offen spricht er über seine eigene Gotteserfahrung, der zehn schwierige, ja verzweifelte Jahre vorausgingen. In der Pubertät fing es an: „Mit 14 Jahren begann ich zu stottern, lehnte meine Eltern ab und begann, Haschisch zu rauchen. Von der Kirche habe ich mich nach der Konfirmation abgewandt. Das Gottesbild, das mir vermittelt worden war, hatte nichts Positives. Ich war damals total unglücklich und als ich 24 war, wollte ich einfach nicht mehr leben. Der dritte Suizidversuch hat mich aufgeweckt. Als ich blutüberströmt und mit gebrochenen Knochen das Bewusstsein wiedererlangte, spürte ich, dass ich leben will und schrie voller Verzweiflung nach Gott. Plötzlich war er da. Ich spürte in mir und um mich herum vollkommenen Frieden und Liebe und mir war sofort klar: Das ist Jesus!“

Dieser friedvolle Zustand dauerte monatelang an. Sechs Monate war Dieter Frank im Krankenhaus, Drogen interessierten ihn fortan nicht mehr und er beschloss, eine Ausbildung zum Erzieher zu machen. In seiner Wohngemeinschaft im Odenwald besuchte ihn eines Tages eine junge Frau, die mit ihrem Mann einen Bauernhof in der Nachbarschaft bewirtschaftete. „Sie kam, um mich zum Essen einzuladen. Meine WG-Kumpels rieten mir ab, das seien so komische christliche Leute. Ich ging trotzdem hin, denn diese Frau strahlte etwas Besonderes aus. Ich hatte das Gefühl, in mir geht ein Licht an, als sie vor mir stand. Es folgten drei lange Nächte mit Gesprächen. Dieser Frau und ihrem Mann konnte ich alles erzählen, ohne Angst und ohne mich zu schämen. Und sie haben mir Mut gemacht, den Weg mit Jesus zu gehen.“

Danke, Dieter Frank, für diese Geschichte! Danke, dass sie über 30 Jahre in der NRD überwiegend mit Menschen gearbeitet haben, die kaum oder gar nicht sprechen; dass Sie dazu beigetragen haben, für Menschen, die früher als „nicht arbeitsfähig“ galten, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, um etwas Sinnvolles zu tun! Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Wandern und Reisen mit Ihrer Frau Bettina, gute Inspiration für Ihre Predigten und begrüßen Sie ab September herzlich im Ehrenamt für die NRD!

 
  • Inklusion...

    ...bedeutet für mich, dass man alle Menschen wieder mehr zusammenführt. Wenn alle aufmerksam und hilfsbereit miteinander umgehen, dann geht es allen auch seelisch besser. 

    Inklusion...
    Virginia Dindore
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